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Scientific Kalender Juli 2019


Wie können hämatologische Analysesysteme der XN-Serie zur Erkennung von Erkrankungen der roten Blutkörperchen beitragen?

Durch Nachweis eines erhöhten MCHC-Werts und nachfolgende Aktivierung der CBC-O-App, die im Fall eines positiven Erythrozyten-Scores einen peripheren Blutausstrich empfiehlt.

Durch Nachweis eines erhöhten MCHC-Werts und nachfolgende Aktivierung der CBC-O-App, die im Fall eines negativen Erythrozyten-Scores einen peripheren Blutausstrich empfiehlt.

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Wissenschaftliche Hintergrundinformationen

Die hereditäre Sphärozytose (HS) oder Kugelzellanämie ist eine pathologische Veränderung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Die erbliche Erkrankung beruht auf Mutationen von Genen, die an der Synthese von Membranproteinen beteiligt sind. Dadurch werden defekte Membranproteine gebildet, die wiederum zu verformten Erythrozyten führen. Die betroffenen Erythrozyten sind kugelförmig statt, wie normalerweise, bikonkav scheibenförmig. Die veränderte Form macht die Erythrozyten weniger flexibel und anfälliger für Beschädigung [1]. Die krankhaften Kugelzellen werden in der Milz abgebaut, es kommt zu einer extravasalen Hämolyse. Am häufigsten ist die Krankheit bei Personen kaukasischen Ursprungs in Europa und Nordamerika sowie bei Personen japanischer Abstammung; hier ist 1 von 5.000 Neugeborenen betroffen, und gelegentlich treten spontane Mutationen auf.

Das klinische Krankheitsbild kann von beschwerdefreien Mutationsträgern über leichte und mittelschwere bis hin zu schweren HS-Erkrankungen reichen. Typische Symptome sind Gelbsucht, Splenomegalie und – bisweilen – Anämie. Infolge des Bilirubins der abgebauten Zellen, das sich in der Gallenblase ansammelt, können sich Gallensteine bilden. Menschen mit mittelschwerer bis schwerer HS zeigen alle Krankheitsmerkmale der moderaten Form plus zusätzlich schwere Anämie, wegen der ihr Erythrozytenbestand durch häufige Bluttransfusionen aufgefüllt werden muss. Bei diesen Patienten liegen außerdem schwere Splenomegalie und Gelbsucht vor, und ihr Risiko für Gallensteine ist stark erhöht.

Eine Sonderstellung nimmt die Gruppe der Träger mit einer leichten Form der hereditären Sphärozytose ohne klinische Symptome und mit positiver familiärer Vorgeschichte ein. Bei diesen Personen werden oft auffällige Laborwerte als Zufallsbefund festgestellt. Ein normales GBB mit leicht erhöhtem MCHC-Wert (mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration) ist von besonderer Bedeutung für die Identifizierung bestimmter Patienten mit erythrozytären Membranerkrankungen wie HS. In diesen Fällen kann die erhöhte MCHC der erste Hinweis sein, der Anlass zu einem peripheren Blutausstrich und somit zur Entdeckung der kugelförmigen Erythrozyten gibt.

Vorgehen bei erhöhter MCHC im Praxisalltag

Eine erhöhte MCHC kommt zwar im typischen Laboralltag recht selten vor, erfordert aber ein angemessenes Vorgehen. Es kann sich um ein Analyse-Artefakt handeln oder aber um eine tatsächlich pathologische Probe. Anomale Erythrozyten-Indizes (insbesondere MCHC) gehen auf anomale Messwerte bei einem oder mehreren der folgenden Parameter zurück: Erythrozyten (Ery), Hämoglobin (HGB), mittleres Zellvolumen (MCV) sowie Hämatokrit (HCT). Allerdings können verschiedene Faktoren auch zu verfälschten Ery-, HCT- oder HGB-Messwerten führen ‒ zum Beispiel das Vorliegen von Antikörpern, die zur Agglutination von Erythrozyten führen (Kältehämagglutinine), oder Anomalien im Plasma (lipämische, hämolytische oder ikterische Erkrankung oder Proteinanomalien). Eine erhöhte MCHC im eigentlichen klinischen Sinne kommt bei erworbenen oder vererbten Erkrankungen vor ‒ eine Veränderung der Erythrozytenvolumen-Homöostase ist bei Dehydrierung zu beobachten. Der Wassermangel führt zu vermindertem Zellvolumen und erhöhter Hämoglobinkonzentration [2]. In seltenen Fällen kann eine wahrhaft erhöhte MCHC infolge einer Ery-Dehydrierung bei Patienten mit schwerer Ionenstörung oder nach Anwendung bestimmter Arzneimittel auftreten [3].

An das Labor stellt sich die Herausforderung, die Ursache einer erhöhten MCHC zu ermitteln. Das CBC-O-Konzept, das in der Extended IPU implementiert ist, hilft Laboratorien dabei, das Problem von Interferenzen, das sich bei herkömmlichen GBB-Bestimmungsmethoden stellt, zu überwinden. Bei erhöhter MCHC sorgt das CBC-O-Konzept dafür, dass automatisch eine RET-Kanal-Reflexmessung durchgeführt wird. Nachdem die Messung die optischen Parameter des RET-Kanals ermittelt hat, wird ein spezieller Algorithmus angewandt [4], der die Ursache der MCHC-Erhöhung feststellt (Kältehämagglutinination, Lipämie, Hämolyse, Ery-Erkrankung etc.) und dem Nutzer eine Korrekturmaßnahme vorschlägt. So kann der Nutzer, der die Analyse durchführt, entscheiden, das bestmögliche GBB-Ergebnis zu berichten. Im Rahmen des CBC-O-Konzepts wird ein Ery-Score berechnet (basierend auf RET- und FRC-Parametern), und wenn er positiv ausfällt, wird ein Blutausstrich zur Betrachtung der Ery-Morphologie für die jeweilige Probe empfohlen. Dieser Ery-Score ermöglicht nachweislich den hoch sensitiven Nachweis von Erythrozytenerkrankungen und kann so konkret dazu beitragen, Erythrozytenerkrankungen wie die hereditäre Sphärozytose schneller zu diagnostizieren [4].

Im Fall eines 14-jährigen Jungen mit starken Bauchschmerzen zum Beispiel ergab ein großes Blutbild, das auf einem Sysmex XN Analysesystem erstellt wurde, eine leichte Anämie, unauffällige Leukozyten- und Thrombozytenzahlen und eine erhöhte MCHC (Fig. 1).

Aufgrund des erhöhten MCHC-Werts wurde die CBC-O-App aktiviert (Abb. 2), und ein positiver Ery-Score bestätigte, dass der MCHC-Wert tatsächlich erhöht war, was durch eine Erythrozytenerkrankung oder Hämolyse bedingt sein konnte.

Das Plasma war unauffällig, ohne erkennbare Anomalien, und da beim Patienten keine Erythrozytenerkrankung bekannt war, führte das Labor im nächsten Schritt einen Blutausstrich durch, der kugelförmige Erythrozyten ergab (Abb. 3).

Grafiken

Referenzen

[1] Cotran RS et al. (2005) Robbins and Cotran pathologic basis of disease. Elsevier Saunders. p. 625. ISBN 0-7216-0187-1.
[2] Gallagher PG. (2013) Disorders of red cell volume regulation. Curr Opin Hematol. 20(3):201-7.
[3] Godon A et al. (2012) Automated hematology analysers and spurious counts Part 3. Haemoglobin, red blood cells, cell count and indices, reticulocytes. Ann Biol Clin (Paris). 70(2):155-68.
[4] Berda-Haddad Y et al. (2017) Increased mean corpuscular haemoglobin concentration: artefact or pathological condition? Int J Lab Hematol. 39(1):32-41.

 

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