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POCT-Analytik mit Propeller

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2021

 

Wenn POCT-Systeme in zwei Wochen die Insel Wangerooge erreichen sollen und das mitten im Lockdown mit Besuchsverbot, dann hilft nur noch eines – gemeinsam unkonventionelle Wege fliegen

Interview: Verena Fischer

Das Problem

In der Erkältungszeit 2019 auf der ostfriesischen Insel Wangerooge: Möwen kreischen, der Wind heult und ein Klangmeer hustender Patienten durchflutet das Wartezimmer der einzigen Inselpraxis. Der Inselarzt Dr. Frank Kortenhorn – allein auf weiter Flur – träumt melancholisch von pünktlichen Feierabenden.

SZENENWECHSEL IN EINE SITZUNG DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG NIEDERSACHSEN (KVN)

Helmut Scherbeitz (Geschäftsführer) alarmiert: „Dr. Kortenhorn braucht dringend Unterstützung und wir müssen eine Vertretung für die Weihnachtsfeiertage organisieren.“

Dörte Kula (Fachkraft für Datenschutz im Gesundheitswesen): „Wir haben einen Arzt gefunden, der auch Rettungsmediziner ist und über Weihnachten auf Wangerooge arbeiten kann. Damit ist die ärztliche Versorgung erst mal sichergestellt.“

Helmut Scherbeitz, nachdenklich: „Sehr gut … Aber langfristig brauchen wir eine andere Lösung …“

Die langfristige Lösung

Ein paar Monate später, zu Beginn des ersten Corona- Lockdowns

E-Mail am 23.03.2020

Von: Kula, Dörte

An: Montserrat, Emma (Vertriebsmitarbeiterin im Außendienst bei Sysmex Europe)

Hallo Frau Montserrat, wir haben uns kurzerhand entschlossen, im Rahmen eines Pilotprojekts als erste Eigeneinrichtung der KVN eine zweite Praxis auf der Insel Wangerooge zu eröffnen. Dafür haben wir schon die Räumlichkeiten einer alten Feuerwehrwache hergerichtet und eine Ärztin vom Festland, Dr. Annick Goltz, eingestellt.

Was jetzt für den Start in zwei Wochen noch fehlt, sind die nötigen Point-of-Care-Laborgeräte (es soll das erste Labor auf Wangerooge werden!). Da wir mit Ihren Systemen in Hildesheim schon gute Erfahrungen gemacht haben, würden wir gern von Ihnen den pocH-100i, den Fuji DRI-CHEM NX500 und den Triage bestellen. Können Sie auf die Schnelle liefern?

Das wäre klasse!

Die besten Grüße

Dörte Kula

Antwort per Telefon, wenige Stunden später

Emma Montserrat: „Hallo Frau Kula, besten Dank für die Anfrage! Das kriegen wir hin! Was gibt es zu beachten, wenn wir die Systeme auf die Insel liefern?“

 Dörte Kula: „Gut, dass Sie sich so schnell melden! Wegen des Lockdowns ist die Insel momentan für Besucher gesperrt. Auch die Fähren fahren nicht. Ich melde mich beim Bürgermeister, um eine Einreiseerlaubnis für Sie zu bekommen, und frage den Inselflieger an. Damit kommen Sie am schnellsten nach Wangerooge.“

Chatverlauf am 25.03.2020

Emma Montserrat, 10:05

Hallo Frau Kula, klasse, dass es mit der Einreiseerlaubnis geklappt hat! Unser Kurier liefert dann die drei Systeme am 1. April direkt an die Küste zum Flughafen.

Dörte Kula, 10:12

Perfekt! Dann nehmen meine Kollegin und ich die Laborgeräte schon mit dem Flieger mit. Sie kommen dann am nächsten Tag auf die Insel, oder?

Emma Montserrat, 10:21

Ganz genau! Ich fliege am 2. April um 10 Uhr mit dem Inselflieger nach Wangerooge. Freu mich schon auf den Flug : )

Dörte Kula, 10:55

Gute Reise! Der Flug ist wirklich schön, dauert allerdings nur fünf Minuten!

Emma Montserrat, 10:56

So schnell ist man auf Wangerooge?!?

Dörte Kula, 11:01

Unglaublich, oder? Es ist der kürzeste Inlandsflug Deutschlands. Mit der Fähre würde es sonst eine Stunde dauern.

Emma Montserrat, 11:06

Ich bin gespannt! Dann sehen wir uns in einer Woche. Bis bald!

Die Lieferung

Am 1. April auf einem winzigen Flughafen nahe der Nordseeküste in Harlesiel. Der Inselfieger steht schon bereit, der Pilot baut eine der Rückbänke aus, damit neben Dörte Kula auch die zahlreichen Gepäckstücke Platz finden. Der Hitado-Kurier ist mit den Systemen vor Ort und hilft beim Einladen ins Flugzeug. Zusätzlich zu den Systemen werden noch Kar-tons mit Praxismöbeln eingeladen. Dann erhebt sich der Flieger auch schon, vollbepackt, in Richtung Wangerooge und verwandelt sich in einen schrumpfenden Punkt am Frühlingshimmel.

Kurz darauf in der Praxis Dr. Goltz

Dörte Kula: „Haben Sie sich gut eingelebt, Frau Dr. Goltz?“

Annick Goltz (Allgemeinmedizinerin): „Und wie! Ich liebe es hier auf der Insel. Und da aktuell keine Touristen vor Ort sein dürfen, bleibt auch viel Zeit, alles anzuschauen. Meiner Tochter und meinem Mann gefällt es hier zum Glück auch sehr gut.“

Dörte Kula: „Das freut mich!“ Wendet sich der leitenden MTA, Britta Röben, zu: „Frau Röben, morgen früh nimmt Frau Montserrat von Sysmex den ersten Flieger nach Wangerooge. Sie wird Ihnen dann die Systeme und alles Weitere erklären.“

Britta Röben: „Prima, besten Dank, Frau Kula!“

02.04.2020 um 9:45 Uhr

Emma Montserrat erreicht den Flughafen in Harlesiel und sieht sich gespannt um. Wenig später findet sie sich hoch in der Luft wieder – unter ihr das Meer, neben ihr ein Schornsteinfeger, zwei Handwerker und in der Ferne die Insel Wangerooge. Ferne? Nicht mehr lange. Tatsächlich ist das Ziel, wie angekündigt, schon fünf Minuten später längst erreicht.

Die Installation

In der Praxis Dr. Golz

Britta Röben: „Ich bin wirklich froh, dass wir dann ab heute endlich ein Labor auf der Insel haben werden! Bisher mussten immer alle Blutproben aufs Festland gebracht und dort befundet werden. Das dauert natürlich lange. Auch für unsere onkologischen Patienten sind schnelle Befunde ein Riesenvorteil.“

Emma Montserrat: „Das stimmt. Die drei POCT-Systeme decken auch alle Parameter der Hämatologie, Klinischen Chemie und kardialen Diagnostik ab. Damit haben Sie jetzt wirklich alles für die Akutmedizin vor Ort.“

Die Installation dauert nur wenige Minuten. Auch die Bedienung ist schnell erklärt, und noch am selben Tag können die ersten Patientenproben im Praxislabor befundet werden.

Szenenwechsel in die Gegenwart

Buntes Treiben auf der Insel Wangerooge, das Besuchsverbot ist aufgehoben. Dr. Frank Kortenhorn führt erholt ein Anamnesegespräch, und wenige Kilometer weiter analysiert Britta Röben Proben im Labor der Inselpraxis Wooge (diese wird bald in das Gebäude einer alten Grundschule umziehen). Zur gleichen Zeit in Hamburg: Emma Montserrat sitzt im Büro der Sysmex Niederlassung und bucht einen Flug nach Wangerooge. Den Inselflieger nutzt sie nun regelmäßig, um sich mit Britta Röben auszutauschen, mögliche Fragen zu klären, Systemwartungen durchzuführen und über Erfahrungen mit den Geräten zu sprechen. Auch an scheinbar entlegenen Orten Stammkunden zu haben ist was Schönes – man kann eben auch mal dort arbeiten, wo andere Urlaub machen …

 

Illustration: Julika Hartwig

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