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Moderne Labordiagnostik für den Norden

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2020

 

Die LADR Labore Plön und Büdelsdorf sind kürzlich zum LADR Laborzentrum Nord in Flintbek zusammengelegt worden. xtra hat den ärztlichen Geschäftsführer Prof. Dr. Jan Kramer und sein Team am neuen Großstandort bei Kiel besucht und über die Hintergründe gesprochen.

Text Verena Fischer

Helle Flure, hohe Decken, moderne Laborräume und heitere Stimmung – schon nach kurzer Zeit spüren Besucher in den neuen Räumlichkeiten des neuen LADR Laborzentrums Nord, dass die Arbeit in der Patientenversorgung allen Beteiligten Freude bereitet. Und der großräumige Pausenraum mit Strandkörben lädt zum Entspannen ein. „Wir haben nach einem Standort gesucht, an dem wir die LADR Laborzentren Plön und Büdelsdorf zusammenlegen können, und uns dann für dieses schöne Gebäude in zentraler Lage entschieden“, erklärt Prof. Dr. Jan Kramer, Facharzt für Innere Medizin, Hämostaseologie und Laboratoriumsmedizin. 

Mit mehr als 3000 Quadratmetern bietet der bei Kiel gelegene Standort viel Platz für das LADR Laborzentrum Nord sowie für eine Niederlassung des Partnerunternehmens Intermed, das sich um den zertifizierten Probentransport kümmert. Aktuell sind 128 Mitarbeiter am neuen Standort tätig, es werden hier rund 350.000 Aufträge pro Quartal befundet. 

Viel Platz für Neues

Für die Zusammenlegung der zwei Großstandorte hat es verschiedene Argumente gegeben – darunter die Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften: „Die zentrale Lage unseres neuen Standorts mit direkter Anbindung an die Autobahn A7 ist für potenzielle Mitarbeiter und die Probenlogistik sehr praktisch. Außerdem liegt Flintbek in der Mitte zwischen Plön und Büdelsdorf und ist für das gesamte Team relativ gut erreichbar.“ 

Eine Modernisierung sowie Automatisierung des Labors waren ebenfalls Grund für den Umzug, denn an den vorherigen Standorten fehlte schlichtweg der Platz dafür. Die großzügigen Laborräume in Flintbek eignen sich jetzt perfekt: In der Hämatologie konnte die größte Sysmex Automationsstraße im gesamten LADR Laborverbund integriert werden. Die Anlage setzt sich aus acht Modulen zusammen und beinhaltet zwei Tube Sorter sowie drei Systeme für die HbA1c-Analytik. Über 800 Proben pro Stunde können damit vollautomatisch analysiert werden. 

„Mit Sysmex verbindet uns eine sehr lange Partnerschaft, und es war für uns ganz klar, dass wir diesen wichtigen Modernisierungsschritt gemeinsam umsetzen wollen“, so Kramer. „Für uns war es außerdem wesentlich, dass wir in der Umstellungsphase optimal betreut werden, und mit den Sysmex Technikern läuft die Zusammenarbeit seit Jahren sehr gut. In der Aufbauphase gab es dann auch keinerlei technische Probleme. Von Anfang an wurden alle Proben wirklich durchgehend abgearbeitet. Ich finde, das ist großartig für eine Startphase!“

Unterstützende Technologien

Die Sysmex Vollautomation in Flintbek ist mit der Software Extended IPU ausgestattet, die unter anderem das Reagenzienmanagement, die technische Validation der Proben sowie das Order Management übernimmt. „Die Anlage erleichtert uns die Arbeit deutlich“, kommentiert die Bereichsleiterin der Hämatologie und Klinischen Chemie Anne-Sophie Hauk. „Trotzdem bleibt es wichtig, dass eine MTA etwa die Scattergramme kritisch prüft. Ich sage mal, zu 99 Prozent kommen wir mit der Extended IPU zu einem validierten Ergebnis. Aber in wenigen Fällen braucht es doch noch ein Differenzialblutbild zur genauen Abklärung“, so die leitende MTA. 

Das automatisierte Bildanalysesystem DI-60 zur Zelldifferenzierung des peripheren Blutausstrichs kommt in Flintbek ebenfalls zum Einsatz. „Die Begutachtung von Differenzialblutbildern macht damit viel mehr Spaß“, begeistert sich Hauk. „Besonders toll finde ich, dass ich mir Bilder mit Spezialfällen als Referenzzelle abspeichern kann. Das hilft Kollegen, die mit ähnlichen Befunden zu tun haben.“ Auch die gemeinsame Betrachtung von Zellen auf dem Bildschirm erleichtert der leitenden MTA die Arbeit: „Bei schwierigen Fällen können wir alle gemeinsam draufschauen und uns beraten. Früher war es kaum möglich, Zellen unter dem Mikroskop wiederzufinden.“

„Weil es weniger Zeitdruck gibt, erreiche ich im Ergebnis auch eine bessere Qualität“ 

Anne-Sophie Hauk, Bereichsleiterin Hämatologie

Weniger Handarbeit, mehr Abwechslung

Mittels Automatisierung wollte das ärztliche Leitungsteam vor allem die Zahl der händischen Arbeitsschritte reduzieren und so den MTAs ermöglichen, sich mehr Zeit für die Analytik zu nehmen. „Bei der HbA1c-Analytik konnten wir den Durchsatz dank der Vollautomation verdoppeln“, so Hauk. „Früher mussten wir die Proben händisch scannen und dann auf unterschiedliche Racks für Blutbilder oder HbA1c verteilen.

Allein damit war jeden Tag eine Kollegin vier Stunden lang beschäftigt“, erinnert sie sich. „Wir können jetzt in nur einem Schritt von der Annahme des EDTA-Röhrchens direkt aufs Rack gehen, die Proben dann automatisiert abarbeiten, und unsere MTAs haben wieder mehr Zeit für anspruchsvolle Aufgaben. So lassen sich die Tätigkeiten im Labor viel abwechslungsreicher gestalten.“

Alles unter einem Dach

Zu den rund 850 Einsendern des Labors gehören auch 23 Akutkrankenhäuser, für die beschleunigte Abläufe und zeitnahe Befundübermittlung von besonderer Bedeutung sind. „Wir haben hier alle wesentlichen Parameter vor Ort zur Verfügung und führen zahlreiche Spezialuntersuchungen durch. Mehr als 90 Prozent der Parameter analysieren wir innerhalb von 24 Stunden. Die Ergebnisse der Basisanalytik sowie viele der Spezialuntersuchungen werden am gleichen Tag übermittelt“, so Kramer. 

„Wir können im LADR Laborzentrum Nord also wirklich das gesamte Spektrum der Labormedizin abbilden.“ Ein weiterer Vorteil ist, dass sich eine Filiale des LADR Dienstleisters Intermed direkt am Standort befindet und so die Wege zum Logistikpartner sehr kurz sind. Deutschlandweit erreicht die Intermed mit ihrem Fahrdienst 25.000 Haltepunkte pro Tag, innerhalb Schleswig-Holsteins ist jeder Ort auf Zuruf in kürzester Zeit erreichbar. „Wir haben dadurch die Möglichkeit, extrem flexibel auf die Anforderungen unserer Einsender zu reagieren“, ergänzt der Geschäftsführer.

Probenflut trotz Ebbe

 Auch von den Nordseeinseln kommen mit der ersten Fähre oder in Ausnahmefällen per Flugzeug Proben nach Flintbek. „Hierfür braucht es eine sehr ausgefeilte Logistik, die Ebbe, Flut und Hochwasser berücksichtigt. Von uns muss dann ein Fahrer pünktlich am Pier stehen und die Proben in Empfang nehmen. Das kann bei Niedrigwasser oder bei Sturmflut spannend werden“, erzählt die ärztliche Leiterin Dr. Annegret Krenz-Weinreich. „Unsere MTAs rechnen dann genau aus, wann die Probe hier ist, sodass diese fachgerecht angenommen werden kann. In der Mikrobiologie gibt es dafür bei uns eine Rufbereitschaft, die im Bedarfsfall, etwa am Wochenende, ins Labor kommt, um eine Probe anzunehmen. Diese Flexibilität schätzen beispielsweise unsere Einsender aus Akutkliniken sehr an uns.

 

„Die Herausforderungen in unserem Fachgebiet entwickeln sich dynamisch. Wir sind deshalb stets bereit zu investieren“ 

Tatjana Leptin, ärztliche Leiterin Hämatologie 

Wenn jede Sekunde zählt

Zeigen Blutbilder maligne hämatologische Erkrankungen auf, werden diese von Tatjana Leptin, der ärztlichen Leiterin der Hämatologie laborärztlich begutachtet. Die Laboratoriumsmedizinerin kontaktiert im Ernstfall den Einsender umgehend per Telefon: „Vor zwei Wochen hatte ich den Fall, dass sich bei einem Patienten mit Beinschmerzen im Scattergramm des kleinen Blutbilds plötzlich starke Auffälligkeiten zeigten“, berichtet die Fachärztin. „Wir haben daraufhin einen Ausstrich angefertigt und dabei die Akzelerationsphase einer chronisch myeloischen Leukämie (CML) erwischt.“ Manchmal zählt jede Sekunde, um ein Leben zu retten: Bei der Probenübermittlung hat der LADR Laborverbund dafür mit einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein ein eigenes digitales Labor Order Entry Modul (LOEM) entwickelt und mit der kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein eingeführt. 

Mehr als 40 Prozent aller Einsender aus dem niedergelassenen Bereich nutzen diese Möglichkeit mittlerweile. Im Klinikbereich ist Order Entry mit einer Anwendungsquote von über 90 Prozent etabliert. „Und das erhöht natürlich die Schnelligkeit“, berichtet Prof. Kramer. „In der Befund-Rückvermittlung ist die Digitalisierung auch sehr wichtig. Dafür haben wir die LADR Labor App entwickelt, über die wir Befunde in Echtzeit übertragen.“  Einsender können dann selbst abwägen, ob sie die Befunde digital an die Patienten weiter vermitteln wollen oder nicht.

„Als wichtiger, sektorenübergreifender Versorger arbeiten wir durchgehend und binden unsere Satelliten-Labore ein. Das kommt bei den Einsendern gut an“ 

Dr. Annegret Krenz-Weinreich, ärztliche Leiterin

Covid-Krisenmanagement

Unter den Proben, die das LADR Laborzentrum Nord erreichen, befinden sich im Juli 2020 täglich auch etwa 500, die mittels PCR auf SARS-CoV-2 getestet werden sollen. „Die Nachfrage steigt“, erklärt Dr. Krenz-Weinreich. „Das ist nach wie vor eine logistische Herausforderung, da die Ergebnisse innerhalb von 48 Stunden zurückübermittelt werden sollen.“ 

Gleichzeitig war auch in Schleswig-Holstein ein deutlicher Rückgang der Routineanalysen spürbar: „Wir hatten in den Monaten März und April einen Rückgang von bis zu 70 Prozent. Im Moment sind wir immer noch bei einem Minus von zehn Prozent“, so Kramer. „Wir müssen abwarten, welche Langzeitfolgen sich aus der Krise für Patienten ergeben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass während der Pandemie genau richtig reagiert wurde, und es beeindruckt mich, wie erfolgreich Maßnahmen umgesetzt wurden. Um für medizinische Notfälle und Ausbrüche Reserven auch in der Labordiagnostik zu haben, sollten Kapazitäten aber nicht ungezielt überlastet werden.“

Summary 

  • Die LADR Laborzentren Plön und Büdelsdorf wurden in Flintbek unter einem Dach als LADR Laborzentrum Nord zusammengeführt 
  • Die zentrale Lage mit ihren Möglichkeiten für die Mitarbeitergewinnung sowie für den Einsatz neuer Technologien und die Vollautomation waren für den Umzug ausschlaggebend 
  • In Flintbek befindet sich nun die größte Installation einer Sysmex Straße des LADR Laborverbunds mit integrierter HbA1c-Analyse

 

Fotoquelle: Lisa Notzke

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